Mit Karl Lauterbach hat bisher quasi nur ein Politiker – und gleichzeitig medizinischer Fachmann – eindeutige und nachvollziehbare Vorgaben für das weitere Vorgehen in der Corona-Krise gemacht. Seine Erkenntnisse werden vielen nicht gefallen, aber sie sind richtig.
In der Sendung Markus Lanz (leider nach Mitternacht und daher weitgehend untergegangen) erklärte er vor einigen Tagen folgende Strategie als erfolgreichste und humanste Bekämpfung der Pandemie:
Die Zahl der Infizierten in Deutschland müsse bis zur Bereitstellung eines Impfstoffes und/oder eines wirksamen Medikamentes auf 10 Prozent bis 15 Prozent der Bevölkerung begrenzt werden. Und das müsse Vorrang vor wirtschaftlichen Überlegungen haben. Um das zu erreichen werde man die geltenden Einschränkungen in Deutschland bestenfalls minimal lockern können.
Im Klartext heißt Lauterbachs Modell: Da Impfung und/oder Medikamente gegen den Virus nach Auskunft von Fachleuten frühestens Anfang 2021 bereitstehen, bedeutet das zehn Monate oder länger bleiben die aktuellen Einschränkungen für Bevölkerung und Wirtschaft weitgehend in Kraft.
Das ist eine erfrischend klare Botschaft – auch wenn sie bei den meisten Menschen eher Unbehagen auslösen dürfte. Aber das ist immer noch besser als das, was uns tagtäglich Politiker und Virologen oder das Robert Koch Institut erzählen. Danach fahren wir „auf Sicht“ und entscheiden alle zwei Wochen neu über Beschränkungen oder Lockerungen zur Pandemiebekämpfung. Jeder von ihnen weiß, dass jede Lockerung der aktuellen Maßnahmen Tausende Menschenopfer fordern kann. Deshalb kann ich dieses Herumgeeiere einfach nicht mehr ertragen. Hört endlich auf damit. Es gibt eindeutige wissenschaftliche Modelle, die nennenswerte Lockerungen schlichtweg verbieten, wenn wir die Opferzahlen in Grenzen halten wollen.
Selbst Lauterbachs Zahlen wären immer noch eine humanitäre Katastrophe für Deutschland:
10-15 Prozent der Bevölkerung sind 8,25 – 12,5 Millionen Infizierte. Rechnet man die aktuellen Zahlen (26.03.2020) hoch, dann heißt das: rund 5.500 Menschen in Deutschland sterben am Virus bis Anfang kommenden Jahres – und das selbst dann, wenn Lauterbachs ehrgeiziges Ziel der Pandemie-Eindämmung erreicht wird. Dabei habe ich die absehbare Überlastung der Krankenhäuser und den Mangel an Personal sowie Materialien (bis hin zu Corona-Tests) noch gar nicht in die mutmaßlichen Opferzahlen eingerechnet.
Es ist nachvollziehbar, dass sich immer mehr Menschen fragen, wie es nach der Pandemie weitergeht. Wir brauchen Strategien für die Rückkehr zur Normalität und wir müssen dabei ernsthaft Lehren aus den aktuellen Erfahrungen ziehen und umsetzen.
Völlig inakzeptabel finde ich aber die zunehmenden Forderungen nach nennenswerter Lockerung der Einschränkungen mit der Begründung, dass andernfalls unsere Wirtschaft auf Jahre in die Knie geht. Das mag stimmen. Aber die Wirtschaft hat sich noch nach jeder Krise erholt. Dagegen werden die vielen Menschen, die wegen einer solchen Strategie unweigerlich zusätzlich sterben, nicht mehr lebendig.
Ja, Arbeitslosigkeit und Pleiten dürften trotz aller Hilfsprogamme signifikant steigen. Das bringt unsägliches Leid für eine große Zahl von Menschen in Deutschland. Aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Und die wollen wir doch alle erleben und nicht vorher am Corona-Virus sterben.